Dr. Thomas Strüngmann
Die HEXAL AG, Holzkirchen, hat sich auf die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von modernen und innovativen Pharmazeutika spezialisiert. Rund 250 Wirkstoffe bilden die Grundlage der breiten und differenzierten Präparatepalette, die den Ärzten, Apothekern und Patienten zu günstigen Preisen zur Verfügung steht. Mit Tochtergesellschaften, Repräsentanzen und strategischen Partnern und mehr als 5.970 hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört HEXAL heute, 18 Jahre nach Unternehmensgründung, zu den führenden internationalen Pharmagruppen. Das weltweite Umsatzvolumen belief sich im Jahr 2003 auf rund 1,18 Mrd. Euro.
Spitzenkompetenz: Sie gehören weltweit zu dem aufstrebendsten Unternehmen innerhalb des Pharmamarktes. Der Wandel in der Gesundheitspolitik hat Ihnen sicherlich dabei geholfen. Was sind die Meilensteine Ihres unternehmerischen?
Dr. Thomas Strüngmann: Zu den besonderen Meilensteinen gehört, dass mein Bruder Andreas und ich aus dem Ausland kommend, zusammen die Führung der elterlichen Firma Durachemie übernommen haben. Ein zweiter großer Meilenstein ist das Jahr 1986, in dem wir die Durachemie verkauft und die HEXAL gegründet haben. Natürlich wurde das Wachstum von HEXAL durch die Finanznöte der Gesundheitssysteme unterstützt. Die Ärzte verordnen in Deutschland und in vielen anderen Ländern aufgrund von Budgetzwängen bevorzugt preiswertere Generika.
Spitzenkompetenz: In welcher Art und Weise spielen die Mitarbeiter bei der Erfolgsgeschichte der Hexal AG eine Rolle?
Dr. Thomas Strüngmann: Die Mitarbeiter spielen für den Erfolg von HEXAL die maßgebliche Rolle. Sie sind der Motor des Unternehmens. Viele Mitarbeiter, die bei der Gründung der HEXAL im Jahr 1986 bei uns waren, sind heute noch dabei. Es ist deutlich zu spüren und konnte aber auch in Untersuchungen nachgewiesen werden: Die Mitarbeiter bei HEXAL identifizieren sich in ganz besonderer Weise mit dem Unternehmen. „Wir sind HEXAL“ ist Titel der von den Mitarbeitern erarbeiteten.
Spitzenkompetenz: Welche Eigenschaften haben Ihre Mitarbeiter ganz besonders, die sie von anderen unterscheiden?
Dr. Thomas Strüngmann: Viele Mitarbeiter – aber auch Außenstehende – sind der Ansicht, das es die freundliche und respektvolle Umgangsweise untereinander ist – aber auch die schnellen Entscheidungen – die HEXAL von anderen Unternehmen unterscheidet. Dies ist sicher ein ganz zentrales Element für das Klima im Unternehmen. Bei der Einstellung eines neuen Mitarbeiters wird darauf geachtet, ob er ins Team passt – fachliche Defizite lassen sich ausgleichen, menschliche nicht. Bezeichnend für das Engagement füreinander: HEXAL-Mitarbeiterinnen haben in Eigeninitiative und mit finanzieller Unterstützung des Unternehmens am Standort in Holzkirchen die Kinderkrippe „HEXENNEST“ für Ein- bis Dreijährige eingerichtet, um Müttern den Wiedereinstieg bei HEXAL zu erleichtern.
Spitzenkompetenz: Sie sind mehrfach ausgezeichnet worden für gutes Betriebsklima. Gibt es dafür eine besondere Formel?
Dr. Thomas Strüngmann: Für ein gutes Betriebsklima gibt es unseres Erachtens keine allgemeingültige Formel. Das Betriebsklima entwickelt sich mit der Zeit und aus einer ganzen Reihe von Eigenschaften heraus. Eigenschaften, die bei HEXAL von jeher stark ausgeprägt waren, sind Respekt, Wohlwollen und Hilfsbereitschaft im Umgang mit den Kollegen – dazu kommt eine Kultur der unkomplizierten und schnellen Kommunikation. Wir bemühen uns, die Kommunikation bei HEXAL offen und umfassend, dabei aber auch schnell und effizient sowie persönlich zu gestalten. Das ist ein hoher Anspruch, an dem alle aufgefordert sind, mitzuarbeiten. Allen voran steht das bewährte Prinzip der offenen Türen. Ein Führungsprinzip bei HEXAL ist es, Entscheidungsspielräume und damit Verantwortung zu übertragen. Die Mitarbeiter sollten dahin gebracht werden, sich als „Unternehmer im Unternehmen“ zu verhalten. Auch der Umgang mit Fehlern wird bei HEXAL besonders behandelt. Es gilt „Chancen verwertung vor Fehlervermeidung“. Fehler werden zugelassen, weil man daraus lernen kann. Die Mitarbeiter erhalten einen großen Vertrauensvorschuss. So bleibt es beispielsweise jeder Arbeitsgruppe überlassen, ob sie ihre Arbeitszeit über das zentrale Zeiterfassungssystem dokumentiert haben, oder ganz darauf verzichten möchte.
Spitzenkompetenz: Von welcher Bedeutung sind Hierarchiestrukturen innerhalb Ihres Unternehmens?
Dr. Thomas Strüngmann: Bei HEXAL bemühen wir uns – trotz eines starken Wachstums in den letzten Jahren – weiterhin, das Prinzip der flachen Hierarchien aufrecht zu erhalten, das wir als einen ganz wichtigen Erfolgsfaktor sehen. Das Unternehmen versucht, auf Organigramme zu verzichten. Individuelle Entfaltungsmöglichkeiten werden gefördert, Entscheidungen können schnell getroffen und auch schnell umgesetzt werden. Die Entscheidungsspielräume des Einzelnen sind groß. Das motiviert jeden Mitarbeiter und spornt alle an. Die Projektarbeit im Unternehmen ist sehr ausgeprägt. Probleme werden gemeinsam gelöst und der Erfolg – das ist ganz wichtig – ist dann auch ein gemeinsamer Erfolg.
Spitzenkompetenz: Welche Möglichkeiten haben Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen aufzusteigen?
Dr. Thomas Strüngmann: Zu den HEXAL-Grundsätzen gehört auch, dass Kompetenz vor Hierarchie geht. Dieses Prinzip allein zeigt schon, dass mit dem Aufstieg an sich der „Sieg“ nicht errungen ist. Natürlich sind die klassischen Aufstiegsmöglichkeiten in einem Unternehmen mit sehr flachen Hierarchien begrenzt. Trotzdem gibt es auch hier für engagierte Mitarbeiter vielfältige Möglichkeiten der Veränderungen – Leitung der unterschiedlichsten Projekte, Wechsel in andere HEXAL-Bereiche oder Gesellschaften – auch im Ausland. Diese Wechsel gehen in der Regel bei HEXAL schnell und unkompliziert vonstatten. Wir fördern diese Veränderungsmöglichkeit dadurch, dass wir den Mitarbeitern ermöglichen, ihre Kompetenzen zu erweitern und so in der Lage zu sein, weitergehende Aufgaben zu übernehmen.
Spitzenkompetenz: Wie werden Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen gefördert und weiterentwickelt?
Dr. Thomas Strüngmann: Das Fortbildungsangebot für die Mitarbeiter ist sehr groß und reicht von Trainings im fachlichen Bereich über IT- und Sprachen-Schulung bis zu Persönlichkeitsentwicklungs und Führungstrainings. Auch im Vertriebsbereich haben wir insbesondere in den letzten Jahren eine Reihe von Trainings und Schulungen angeboten.
Spitzenkompetenz: Glauben Sie, dass unter so schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie zur Zeit Unternehmer-Karrieren noch möglich sind?
Dr. Thomas Strüngmann: Unternehmer-Karrieren sind natürlich möglich, wie der Markt immer wieder zeigt. Gerade nach der Enttäuschung, die viele Unternehmen des damaligen „Neuen Marktes“ erlitten oder aber auch gebracht haben, haben jetzt die Unternehmer, die einer guten Idee haben, wieder eine Chance.
Spitzenkompetenz: Wenn ja, was sind die Voraussetzungen dafür?
Dr. Thomas Strüngmann: Neben der guten Geschäftsidee braucht der angehende Unternehmer Mut und Disziplin. Und natürlich würde es helfen, wenn die Politik die Rahmenbedingungen hinsichtlich der Arbeitszeiten und -bedingungen unternehmerfreundlicher, dass heißt dem Unternehmerisiko angepasst gestalten würde, damit der engagierte Mann oder die engagierte Frau die Idee gemeinsam mit Mitarbeitern groß machen kann.